Förderung der Validierung von TiO2-Nanoröhren-Scaffolds zur Langzeit-Gewebekultur gestartet

Forscherteam am IOM (v. l. n. r.): Philine Jauch, Suzanne Arnold, Astrid Kupferer und Sabrina Friebe (Foto: Kristen Stock)

Ein Forscherteam mit komplementären Expertisen der Abteilung Biokompatible und bioaktive Oberflächen am Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung e.V. (IOM) hat sich zum Ziel gesetzt, innovative TiO2-Nanoröhren-Scaffolds als wirtschaftliches Produkt auf dem Markt der Gewebekultur-Plattform zu etablieren. Unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan G. Mayr liegt der Fokus dabei auf der Entwicklung eines alternativen Produktes für Langzeitkultivierung verschiedener adulter Gewebe. Im Rahmen des Programms „Validierungsförderung“ der Sächsischen Aufbaubank (SAB) und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung wurde nun ein entsprechendes Projekt bewilligt. Mittels dieser Finanzierung sollen in den kommenden Monaten die Scaffolds zur Marktreife geführt werden.

Die Struktur und Funktion eines ausgewachsenen Gewebes können außerhalb des Körpers bisher nur sehr schwer erhalten bleiben. Auf konventionellen Filtereinsätzen sterben sensible Gewebe meist nach wenigen Stunden bis Tagen ab, Zellen wandern aus dem Gewebeverband aus und das Gewebe zerfließt förmlich. Ausgeklügelte Gerüststrukturen, sogenannte Scaffolds aus Titandioxid sollen dieses Problem lösen: auf Millionen nebeneinander angeordneten Röhren im Nanometerbereich kann das Gewebe außerordentlich gut haften. Es wird dauerhaft mit einem Nährmedium versorgt und kann so, wenn die Durchmesser der Nanoröhren richtig eingestellt sind, über viele Tage bis hin zu mehreren Wochen und Monaten am Leben erhalten werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden bietet dieses innovative Kultivierungsprinzip zudem eine umweltbewusste, ressourcenschonende und kostengünstig Alternative.

„Wir suchen in den kommenden Monaten einige Nadeln im Heuhaufen - in unserem Fall sind es die perfekten Eigenschaften der Oberfläche für spezielle Gewebetypen. Genau das macht unsere Arbeit so spannend: Wir können durch die Kultivierung von Geweben unter anderem eine gezielte Dosierung von Medikamenten untersuchen und das ganz ohne Tierversuche“ erklärt Sabrina Friebe, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am IOM, die seit mehr als 5 Jahren die Langzeitkultivierung von adultem Retinagewebe auf TiO2-Nanoröhren-Scaffolds erforscht.